Ich bin nicht wütend, ich bin nur zu wach, um noch mitzumachen.
Ich habe mich irgendwann entschieden, den Lärm nicht mehr mitzuspielen. Nicht aus Trotz, sondern aus Klarsicht. Ich sehe, wie sich Empörung zur Währung, Haltung zur Show und Freiheit zum Verdachtsmoment entwickelt hat – und ich frage mich, wann wir verlernt haben, einfach erwachsen zu sein.
Ich glaube an Vernunft, an Verantwortung und an das Recht, Fehler zu machen. Ich glaube an das Individuum, nicht an die Vormundschaft. Ich bin liberal, weil ich überzeugt bin, dass Freiheit kein Luxus ist, sondern Voraussetzung für Würde. Und weil ich gelernt habe, dass man sie nicht verteidigt, indem man sie delegiert.
Ich schreibe, weil Schweigen bequemer wäre – und genau das das Problem ist. Ich spreche, weil Nachdenken selten geworden ist. Ich halte nichts von moralischem Übergewicht und noch weniger von intellektuellem Unterzucker.
Ich bin nicht wütend. Ich bin einfach nur zu wach, um noch mitzumachen.
